Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg

Alt-Stralau 44/45
An dieser Stelle befand sich seit 1941 ein Barackenlager der Deutschen Arbeitsfront (DAF) für 530 Zwangsarbeiter.
Bis Frühjahr 1944 wohnten hier vor allem Niederländer. Die Victoria-Mühlenwerke in Berlin-Kreuzberg hatten seit 1921 auf dem Gelände Getreide gelagert und 1939 einen Getreidespeicher gebaut.

Das große Lager war einer der rund 3000 Orte, an denen in Berlin während des Zweiten Weltkriegs ausländische und auch deutsche Zwangsarbeiter untergebracht waren. Eingesetzt wurden sie in Großbetrieben und kleinen Handwerksbetrieben, im öffentlichen Bereich, in privaten Haushalten und auch von den Kirchen. Auf Stralau arbeiteten Männer und Frauen aus der Sowjetunion, aus dem 1939 vom Deutschen Reich annektierten „Protektorat Böhmen und Mähren“, aus Polen, den Niederlanden und Frankreich. Sie wurden unter anderem bei der Brauerei Engelhardt, in der Stralauer Glashütte und bei den Victoria-Mühlenwerken zur Arbeit gezwungen. Einige kamen aus anderen Stadtbezirken, andere waren auf dem Gelände der Glashütte, in einem Saal der Gaststätte „Alte Taverne“, aber auch in einem Mietshaus Ecke Markgrafendamm untergebracht.
Auf dem Stralauer Dorffriedhof haben ebenfalls Zwangsarbeiter gearbeitet. Nachweisbar hat sich die Stralauer Gemeinde mit einem Darlehen an der Finanzierung des „Friedhofslagers“ auf dem St. Thomas-Friedhof in Neukölln beteiligt. Dort lebten unter menschenunwürdigen Bedingungen über 100 verschleppte Ukrainer und Russen, die für 39 evangelische und drei katholische Kirchengemeinden als Totengräber arbeiten mussten. Während des Bombenkriegs durften die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter,
wie auch Juden und Kriegsgefangene, die Luftschutzbunker nicht betreten. Manchmal wurde das Verbot von den Betrieben oder Kollegen ignoriert, aber meist blieben für die Verschleppten und Ausgegrenzten allein Splittergräben als Schutz vor den Bomben.
Im Stralauer Spreetunnel erhielten sie einen eigenen Abschnitt. Seit 1952 befand sich hier in einem Neubau eine Abteilung der Forschungsanstalt für Schifffahrt, Wasser- und Grundbau, ein bedeutender Wissenschaftsstandort, der 1990 geschlossen wurde.

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