Die Stralauer Glashütte

Alt-Stralau 63–67/Kynaststraße
Einst war dieses Bauwerk das Werkstattgebäude der Stralauer Glashütte, die um 1920 der größte Industriebetrieb auf der Halbinsel war. Allein dieses 1921 aus einem Umbau entstandene Gebäude und das um 1900 gebaute Verwaltungsgebäude sind von der Fabrikanlage geblieben.

1889 hatte der Kaufmann Edmund Nathan ein Grundstück an der damaligen Dorfstraße (heute: Alt-Stralau 63) erworben und es noch in demselben Jahr an zwei Unternehmer verkauft, die die Stralauer Flaschenfabrik Evert & Neumann gründeten. Zu dieser Zeit wurde das Bier zunehmend in Flaschen verkauft. Bereits 1894 produzierten mehrere hundert Arbeitskräfte 20 Millionen Flaschen jährlich. Ende 1896 wurde die Firma eine Aktiengesellschaft, die Stralauer Glashütte AG. Bis 1909 produzierten die Glasmacher in Hand arbeit Flaschen in allen Formen und Farben. Dann wurden vollautomatische Flaschenmaschinen angeschafft. Die in der Glashütte beschäftigten Frauen arbeiteten meist in der Packerei. Im Vergleich zu anderen Firmen waren die Arbeitsbedingungen gut, mit dem Bau der „Hüttenhäuser“ in Alt-Stralau 46 schuf das Unternehmen Werkswohnungen. Trotzdem waren die Beschäftigten der Glashütte gewerkschaftlich organisiert. Ihr Verband organisierte von Stralau aus den großen Streik von 1901. Während des Ersten Weltkrieges stellte die Firma mit Kriegsgefangenen anstelle der eingezogenen Glasmacher Behälter für Giftgasgranaten her. Nach dem Krieg wurde eine Reihe von Grundstücken in der Kynaststraße gekauft und 1920 ein Gleisanschluss gebaut. 1931 fusionierte die Glashütte mit Siemens zur Firma Siemensglas Alt-Stralau. Im Zweiten Welt krieg arbeiteten Zwangsarbeiter aus den besetzten Ländern in der Glasfabrik. Sie wurdeim Februar 1945 bei einem Luftangriff zu 70 Prozent zerstört. Seit 1949 produzierte die Firma als VEB Stralauer Glaswerke. 1990 wurde die Stralauer Glashütte GmbH gegründet, die 1991 von den Nienburger Glaswerken übernommen wurde. 1996 wurde die Produktion in Stralau eingestellt. Heute stehen die beiden ehemaligen Fabrikgebäude unter Denkmalschutz. In der ehema ligen Werkstatt wird gewohnt. An die früheren Facharbeiter erinnert die „Glasbläser allee“ .

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