Die Liebesinsel

Östlich der Halbinsel Stralau liegen zwei kleine Inseln in der Rummelsburger Bucht: die Liebesinsel und der Kratzbruch. Sie bestehen aus Talsand, sind Spuren der letzten Eiszeit. Der Kratzbruch ist die größere der beiden Inseln, war aber immer die ruhigere.

Bis 1920 gehörten sie zur Gemeinde Stralau. Die Liebesinsel, eigentlich Seewall oder Enten werder, wurde vom Volk so genannt, weil sich hier die Liebespaare trafen und – eine traurige Geschichte – sich manchmal auch das Leben nahmen: „meist mit einem Zettel in der Hand, drauf alles stünde“ , wie bei Theodor Fontane zu lesen. Wenig romantisch klang es, wenn von der „Diebesinsel“ gesprochen wurde, weil man vermutete, dass dort Diebes gut und Schmugglerware versteckt wurde. Die frühen Siedler der Inselgruppe waren, wie auch auf Stralau, Slawen. Bei den Grabungen 1878 und 1879 fand Julius Tübbecke auf der Liebesinsel einen wendischen Mahlstein, außerdem Pflastersteine, Steinbeile, Scherben aus dem frühen Mittelalter und Knochen des Torfschweins, einer kleinen, frühen Hausschweinrasse. Auf der Liebesinsel stand das „Ernst’sche Haus“ . Die Familie Ernst, der die Insel gehörte, betrieb dort bis in den Zweiten Weltkrieg ein Ausflugslokal. Lange Jahre war Anna Ernst die Wirtin. Der Komponist Paul Lincke, der ihr Gast war, besang die Insel: „Auf der Liebes insel ist es schön …“ . In der Tunnelstraße am Stralauer Ufer besaß Oswald Ernst bis 1918 eine Bootsbauerei. Von dort aus konnte man zur Liebesinsel übersetzen. Auch die Wassersportvereine nutzten die beiden Inseln: Auf der Liebesinsel waren ihre Liegeplätze. Dort wurde 1919 der Arbeitersportverein „Segelclub 1919 Stralau“ gegründet,auf Kratzbruch 1920 der Yachtclub „Goodewind“ , später Eigentümer der Insel. Wie die meisten Gasthäuser auf Stralau wurde auch das Ernst’sche Lokal im Krieg zerstört. Es blieb nur ein Keller. Der Kratzbruch erhielt 1942 einen Bombentreffer, im Trichter blieb ein kleiner See. In der DDR wurden auf der Liebesinsel Baustoffe gelagert. Heute stehen die Inseln unter Naturschutz und werden von Fledermäusen und Bibern bewohnt.

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