Die Engelhardt-Brauerei

Der „Flaschenturm“, heute ein Wohngebäude, gehörte früher zur Engelhardt-Brauerei. 1929/1930 nach den Plänen von Bruno Buch (1883–1938) gebaut, diente der dreiteilige Stahlbetonskelettbau mit den vorgemauerten Ziegeln der Brauerei als Kühlhaus und Flaschenabfüllgebäude mit Lager und Versand.

Ende der 1880er Jahre hatte es auf Stralau die Schaarschuhsche und die Fürstlich Reischachsche Brauerei gegeben, die 1897 an die Berliner Victoria-Brauerei AG verkauft wurden. Diese fusionierte 1917 mit der Pankower Engelhardt-Brauerei, die seit 1910 bereits in Charlottenburg produzierte. Einer ihrer Gründer war Ernst Engelhardt, dessen Namen sie über Jahrzehnte trug. 1902 wurde der Betrieb an Ignatz Nacher (1868–1939) verkauft, der aus Engelhardt eine der bedeutendsten deutschen Brauereien machte. Sie war besonders für ihr Malzbier bekannt. Als erste Brauerei führte Engelhardt das Flaschenpfand ein.Bis 1917 kaufte das Unternehmen andere Brauereien auf. In den 1920er Jahren expandierte Engelhardt auch außerhalb von Berlin, modernisierte, baute um, vergrößerte den Grundbesitz. Einer dieser neuen Bauten auf Stralau war der „Flaschenturm“ nahe der Stralauer Glashütte. 1929 arbeiteten etwa 320 Personen im Stralauer Betrieb. Täglich wurden im Turm bis zu 300 000 Flaschen abgefüllt – das Klappern der Flaschen war weit zu hören.
Gleich zu Beginn der NS-Diktatur wurde der jüdische Generaldirektor und Mehrheitsaktionär Ignatz Nacher zum Rücktritt und zum Verkauf seiner Aktien gezwungen. Nutznießer war vor allem die Dresdner Bank. Ignatz Nacher emigrierte 1939 mit seiner Ehefrau in die Schweiz und starb dort noch im selben Jahr. Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten auch bei Engelhardt in Stralau Zwangsarbeiter. In der DDR produzierte der VEB Engelhardt-Brauerei Stralau neben Spirituosen, Likören und Exportbier seit 1972 das alkoholfreie „Autofahrerbier“ AUBI. Jahrzehntelang war
die von der Ringbahn aus zu sehende Engelhardt-Leuchtreklame eine Landmarke. 1990 wurde die Produktion eingestellt und der Betrieb geschlossen. Bis zuletzt blieb der Name „Engelhardt“. – Heute befinden sich im „Flaschenturm“ Eigentumswohnungen.

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