Die Dorfkirche

„Was sind wir doch,was haben wir, auf dieser ganzen Erd‘ ,
das uns, oh Vater, nicht von dir allein gegeben werd.“
Liedvers von Paul Gerhardt (1607-1676), der als Diakon an der Nikolaikirche in Berlin von 1656 bis 1666 auch in Stralau gepredigt hat.

Tunnelstraße 5–11 Die 1464 geweihte Stralauer Dorfkirche ist das älteste Bauwerk im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Sie entstand nach fünfjähriger Bauzeit auf dem bereits 1412 erwähnten, aber älteren Friedhof. Kirche und Friedhof sind die einzigen noch sichtbaren Zeugnisse des alten Fischerdorfes. Der weithin sichtbare Kirchturm ist das Wahrzeichen Stralaus. Die Dorfkirche ist im Verlauf der Reformation in Brandenburg nach 1539 eine protestantische Kirche geworden. Die wenigen Stralauer Katholiken gehörten zur Gemeinde der Liebfrauenkirche (heute: St. Marien-Liebfrauen) in der Kreuzberger Wrangelstraße. Das spätgotische Bauwerk ist einschiffig mit einem Kreuzrippengewölbe. Aus der Anfangs zeit der Kirche stammen der Taufstein, die Glas malereien der beiden Fenster im Chor und vier Krag steine, die das Gewölbe tragen. Aus dem Jahr 1545 stammt die älteste Glocke. Der ursprüng lich hölzerne Glockenturm wurde 1823/24 durch einen von Stadtbaurat Friedrich Wilhelm Langerhans (1780–1851) entworfenen Turm aus Backstein ersetzt. Das Kirchenschiff wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben teilweisezerstört, wiederaufgebaut und 1949 neu geweiht. Der in den 1930er Jahren sanierte Kirch turm neigte sich vor Jahrzehnten und ist schieferals der Turm von Pisa. Anfangs kamen die Pfarrer aus den Berliner Stadtkirchen nach Stralau. Erst 1909 erhielt die Dorfkirche eine eigene Pfarrstelle. Der erste Gemeindepfarrer war Robert Zastrow (1877– 1932), der bis zu seinem Tod in Stralau blieb. Sein Nachfolger wurde 1933 zu Beginn der NS-Diktatur Franz Kirchmann (1898–1945), Mitglied der Bekennenden Kirche. Sie blieb als Kraft gegen die Vereinnahmung von Religion und Kirche durch die Nationalsozialisten in der Stadt eine Minderheit. Auch im Stralauer Gemeinderat gehörte die Mehrheit zu den NSnahen Deutschen Christenundagierte gegen den eigenen Pfarrer. Bis 1977 blieb Stralau eine eigenständige Kirchen gemeinde. Heute gehört die Dorfkirche zur evangelischen Gemeinde Boxhagen-Stralau. Von 2012 bis 2014 wurde sie von der Gemeinde und dem Förderverein Stralauer Dorfkirche e.V. saniert.

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